Grün……. green ……… England

Der englische Garten war Ausdruck frühen Protestes britischen Freiheitsdenkens gegenüber Frankreich. Unverfälschte Landschaft, der sogenannte ‚Landscape Garden‘ war bereits im 17. J. der Gegenpol zum absolutistischen Garten des Barocks (Frankreich, Italien)
Die Devise zur Gartengestaltung gab Horace Walpole aus: ‚Der neue Garten zeigt seine Fähigkeiten, indem er seine Kunst verbirgt‘

Star der neuen Gartengestaltung war Lancelot Brown. (1716-1783) Er legte den wegweisenden Garten Stourhead an. Für die Gestaltung von mehr als 140 Parks und Gärten wurde er mit dem Beinamen Capability geadelt. (weitere Projekte: Sherborne Castle in Dorset, Blenheim Palace Oxfordshire, Hampton Court Palace London für George III)

Auch wenn Brown der Shakespeare des englischen Gartendesigns war, so war er doch zu Lebzeiten nicht unumstritten. Der englische Satiriker Richard Owen Cambridge bemerkte einmal, er hoffe, vor Brown zu sterben, damit er den Himmel vor seiner Umgestaltung sehe.

Während die ersten Landschaftsgärtner die Blumen aus ihren Anlagen verbannten, änderte sich im 19 Jh die Mode und das schmückende Beiwerk der Blumenrabatte (Flowering borders) wurde wieder eingeführt.  Der Landschaftsgärtner Humphrey  Rampton setzte in dieser Zeit neue Maßstäbe.

Der englische Kolonialismus beeinflusste die Gartengestaltung durch exotische   Pflanzen und Blumen. Im milden Klima des Landes fanden die Neophyten eine neue Heimat. Der Wegfall der Glassteuer (Mitte 19. Jh)  führte zu einem wahren Bauboom bei den Glashäusern, in denen empfindlichere Exoten untergebracht werden konnten. Die architektonische Verzierung der Glashäuser macht noch heute einen Teil des Charmes der englischen Gärten aus.

Typisch für die Region Kent sind aber nicht etwa Kirchen, sondern die Hopfentürme – genannt Oats Houses, wie Verteidigungstürme mit weißen Zipfelmützen sehen sie aus. Es ist die Herzregion des Hopfenanbaus ‚the Mother of Hop Grounds in England‘ im 16. Jh wurde in der Region um Maidstone der erste Hopfen auf englischem Boden angebaut.

Wie Daniel Defoe sagt:

Hops, Reformation, Bays and Beer

Came into England all in a year

In Oats Houses wird der Hopfen sozusagen ‘gekocht‘. Am Boden der Türme brennt ein Feuer, auf einer Plattform darüber liegt der Hopfen  in der Darre. Die drehbaren Windhauben sorgen für einen Abzug des Rauchs.

Der wohl schönste und romantischste historische Garten Englands ist wohl der von

Sissinghurst Castle und Garden

Das Schloss war einst eine Tudor Burg aus dem 16. Jahrhundert. Nur der Turm der ehemaligen Burg ist erhalten.

Sissinghurst ist der Inbegriff englischer Gartenleidenschaft! 1930 sah Vita Sackville-West das verwahrloste Schlösschen aus elisabethanischer Zeit und verliebte sich sofort in das Anwesen.
Vita war Schriftstellerin, ihr Mann Harold Nicolson Journalist und Diplomat.

Vita war eng befreundet mit Virgina Woolfe und führte mit Harold eine turbulente Ehe, in der beide ihre homosexuellen Neigungen auslebten. Ihren Mann beschreibt sie als ‚ungekünstelten‘ kindlichen Mann mit geringen Fähigkeiten zur Langeweile‘.

Die Familie Sackwille-West hatten Schloss Knole in Kent. Wegen des britischen Familienrechts durfte Vita als Frau den geliebten 400 Jahre alten Stammsitz der Familie Sackville nicht erben in dem sie 1892 auf die Welt kommt. Knole hatte 365 Räume, einen für jeden Tag im Jahr. Vita beginnt schon mit 12 Jahren zu Schreiben. Insgesamt werden es 12 Romane, 5 Biographien und mehrere Bände mit Erzählungen, Reisebeschreibungen, Gartenratgeber  und Gedichten.

In Sissinghurst Castle formte das Paar (bis zu Vitas Tod 1962) aus der ehemaligen Brennnessel- und Brombeerwüste von 1930 einen Landschaftsgarten. Der Garten, der seit einigen Jahren von einem neuen Headgardener geführt wird gilt als einer der berühmtesten englischen Gärten und Prototyp des englischen (bzw. architektonischen) Gartens des 20. Jh.

Harold Nicolson entwarf die Grundstruktur des Gartens und seine poetisch und romantische Frau Vita übernahm die Bepflanzung. Das Areal hat ca 2,5 ha

Das Gestaltungsprinzip ist ‚Ordnung und Fülle‘ .
Die verstreut liegenden Gebäude auf dem Grundstück wurden in den Garten integriert. Küche und Esszimmer lagen im Priest’s House, Vitas Arbeitszimmer im Turm, die Schlafräume im South Cottage. Bei Wind und Wetter kreuzte die Familie den Park um von einem Raum in den anderen zu gelangen…

Der Garten wurde von Harold  in Räume eingeteilt, die eigene Stile und Charaktere hatten. Sichtachsen durchschneiden den Garten von Ost nach West, Süd nach Nord. An den Wegen öffnen sich kleine geometrisch angelegte Gärten. Die Endpunkte der Wege sind definiert durch Lutyens Bänke (benannt nach dem berühmten Architekten Sir Edwin Lutyens) oder Statuen…
Vita kontrastierte die strenge Formalität des architektonischen Gartenentwurfs durch üppige Pflanzenfülle. Alles Knausrige lag ihr fern. Bei der Auswahl der Pflanzen ließ sie sich nicht nur von Dichtern inspirieren (Shakespeare , William Robinson 1838-1935 Gartenarchitekt Autor von  ‚the wild Garden‘  ein Gegenentwurf zum formalen viktorianischen Garten, Getrude Jekyll …gärtnern mit den Augen einer Malerin, der Arts-and-Crafts-Bewegung)

Vitas ausgedehnte Reisen nach Italien und Persien waren Inspiration für ihre Gartengestaltung.
Die morbiden Mauern ließ sie von Lonicera (Geißblatt) Feigen und Pupurwein (vitis vinifera) bewachsen.

So gestaltete sie über die Jahre zehn Gartenräume entsprechend der Jahreszeiten mit nacheinander folgenden Blütehöhepunkten. Jekylls Idee Staudenbeete wie ein Maler mit Farben zu Malen setzte sie um im monochromen weißen Sommergarten.

Vita pflanzt alte Rosensorten von denen sie sagt, wer ‚‘… dem Zauber alter Rosen einmal verfallen ist, wird keine neuen in ein Herz schließen können (…) Wie bei Freunden lernt man ihre Fehler zu übersehen und ihre Tugenden zu schätzen‘

Harold stirbt 1967 und der Sohn Nigel übergibt Sissinghurst dem National Trust. 145.000 kommen jährlich um diesen außergewöhnlichen Garten zu sehen.
der neue Headgardener versucht das hohe Niveau des Sissinghurst Gardens zu erhalten und den Ort als Inspirationsquelle für eifrige Gärtner zu erhalten.

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